Die Geschichte des Vereins

Unser Verein ist nun bereits über 100 Jahre alt und so kennt wahrscheinlich kaum mehr einer seine Geschichte. Dank einer Festzeitschrift anlässlich der Fahnenweihe vom Juni 1962 können wir hier einen Teil der Geschichte hier wiedergeben.

Ein Verein ist ein Zusammenschluss von Menschen und wo immer Menschen gemeinsam an etwas arbeiten gibt es schöne und andere Begebenheiten, Höhen und Tiefen. Auch unsere Schützengesellschaft hat mancherlei Stürme erlebt, doch immer gewann Vernunft und ein guter Kameradschaftsgeist die Oberhand. Immer wieder gab es Mitglieder, die mit voller Hingebung der Sache dienten und dem Verein frohes Leben und gute Richtung zu geben imstande waren. Lassen wir daher in erster Linie einigen dieser markantesten Gestalten Ehre widerfahren.

 

Man schreibt den 16. März 1909.

Auf Einladung einiger Initianten finden sich 16 Schützen, die bisher andern Schiessvereinen, vorab der Feldschützengesellschaft Rickenbach-Wilen angehörten, im Restaurant Sonne ein. Mit Begeisterung beschliessen sie, die Schützengesellschaft Wilen zu gründen. Da die Zahl der Schiesspflichtigen im Dorfe stets zunahm und man sich bereits im Herbst zuvor friedlich mit Rickenbach auf eine Trennung geeinigt hatte, bedeutete die Gründung keine allzu grosse Schwierigkeit mehr. Umso mehr als dem Unternehmen die angesehensten Männer des Dorfes zu Gevatter standen. Der damals wohl einflussreichste Bürger, Hauptmann Joh. Wiesli (der spätere Bezirksstatthalter), leitete an diesem Abend die Verhandlungen. Die Wahl des ersten fünfköpfigen Vorstandes bereitete damals wohl weniger Schwierigkeiten als dies später hie und da der Fall war. Kein Geringerer als der spätere Gemeindeammann Jos. Kienle war bereit das Steuer zu übernehmen. Ihm zur Seite standen Schützenmeister Joh. Ebinger, Kassier Arnold Meienberger, Aktuar Otto Wirth und Materialverwalter Jos. Hinder. Diese Kommission erhielt gleich den Auftrag, ein Jahresprogramm und sogar Statuten bis zur nächsten Versammlung auszuarbeiten. Bereits zwei Wochen später fand diese Versammlung schon statt, wobei die Statuten genehmigt wurden. Diese sollten aber nur gedruckt werden, wenn dies nicht mehr als 20 Franken koste. Ob dies dann geschah ist nicht bekannt, auf jeden Fall ist kein Exemplar mehr vorhanden.

 

1912 legte J. Kienle das Präsidium zufolge seiner Wahl zum Ortvorsteher nieder. Der temperamentvolle Schützenmeister Joh. Ebinger übernahm es; in seine Fussstapfen trat Joh. Breitenmoser. Gleichzeitig wechselte auch das Kassieramt zu Martin Mäder. 10 Jahre lang leitete dann Präsident Ebinger den Verein mit grossem Einsatz, was durch die Ernennung zum Ehrenpräsident bei seinem Rücktritt im Jahre 1922 verdienten Ausdruck fand. Bei den übrigen Vorstandsmitgliedern hingegen traten etwelche Wechsel ein, die jedoch zufolge der stark eingeschränkten Schiesstätigkeit während des ersten Krieges weniger Bedeutung hatten. Für 1922 amtete Emil Müller als Präsident. Fast schicksalshaft mutet ein Jahr später die Wahl seines Nachfolgers Jules Krucker an, der bereits 1919/20 eifriger Aktuar gewesen war. Während derselbe schwerkrank im Spital liegt, wählen ihn seine Kameraden am 10. März 1923 in den Vorstand und eine Woche später bestimmen ihn sogar seine vier Vorstandskollegen als Präsident. Er hätte damals wohl kaum selbst gedacht, dass er die Leitung des Vereins volle 23 Jahre in seinen Händen behalten würde. Welche Unsumme an Arbeit er für den Verein leistete und wie viel Hunderte von Stunden er für den Verein geopfert hat, kann nicht gezählt sondern nur erahnt werden.

Oberstes Gebot für sein erfolgreiches Wirken waren immer: Pflege einer guten Kameradschaft und ausdauernde Betreuung der schwachen Schützen. Die Tatsache, dass während seiner Präsidialzeit kein einziger Schütze bei der Erfüllung der Schiesspflicht verblieben ist, erfüllte ihn später mehr mit Genugtuung als seine vielen persönlichen Schiesserfolge oder das Gelingen so mancher von ihm organisierten Schiessanlässe. Als guter Schiesslehrer wusste er Dutzenden von Anfängern zu guten Schützen zu erziehen und zu begeistern. Seine Saat trug vielfältige Früchte und noch heute weht manches vom Geiste unseres Ehrenpräsidenten im Verein nach. Leider ist ihm die aktive Teilnahme am Vereinsgeschehen aus gesundheitlichen Gründen heute nicht mehr möglich. Sein Beispiel bewog auch andere Kameraden zu ausdauernder Arbeit für den Verein. Hier seien vorab genannt: Johann Zuber, 17 Jahre im Vorstand, wovon 12 Jahre als sehr zuverlässiger Schützenmeister. Er war stets der Erste und der Letzte auf dem Platze. Seine Treue ist umso höher einzuschätzen, weil er selbst in den Wettkämpfen immer von argem Schützenpech verfolgt war. Engelbert Rickenmann, von 1922 bis 1928 Aktuar und von 1936 bis 1946 Kassier. Mit grosser Gewissenhaftigkeit hat auch dieser Schütze seine nicht immer leichte Arbeit erfüllt. Vor allem diesem Trio ist es zu verdanken, dass sich der Verein in den Dreissigerjahren, als das freiwillige Schiesswesen allgemein an Popularität einbüsste, doch gedeihlich entwickelte. Für ihre zwar etwas weniger lange, aber sehr einsatzvolle Vorstandstätigkeit verdienen hier noch Erwähnung: Alois Faust, als schneidiger Schützenmeister und Alb. Mäder als eifriger Aktuar.

 

1939 trat der ganze Vorstand zurück. Unter der Devise "Jetzt sollen unsere jungen Offiziere und Unteroffiziere anbeissen" wählte man dann zum Teil gänzlich unerfahrene Leute, die teilweise nicht einmal an der Versammlung anwesend waren. So auch der vorgesehene Präsident, der die Wahl strikte ablehnte, sodass J. Krucker wieder die Bürde auf sich nehmen musste. Wegzüge, der Ausbruch des Krieges usw. führten dazu, dass auch Zuber und Rickenmann ihre Funktionen wieder übernahmen und bis 1946 ausharrten. Die Hauptversammlung dieses Jahres wahr wohl eine der bewegtesten in der Vereinsgeschichte. Es war nicht nur eine Wachtablösung, sondern ein eigentlicher Generationenwechsel. Die Schiesstätigkeit war nicht mehr eingeschränkt, die Jungen Zeiten wieder Interesse, ja sie stürmten geradezu voran. Jul. Krucker wurde verdient zum Ehrenpräsident und E. Rickenmann zum Ehrenmitglied ernannt. J. Zuber hielt noch ein lang als Routinier im Vorstand der Jungen mit, dann erhielt auch er diese Ehrung. Noch einige Male ging es etwas "chrutig" zu und her und für das Jahr 1949 musste sogar der Ehrenpräsident nochmals das Zepter in die Hand nehmen. Doch allmählich kehrte wieder Ruhe im Hause ein. Beigefügt sei noch, dass der Mitgliederbestand, der zwischen 1920 und 1940 immer gegen  40 Mann betrug, nach dem Kriege schlagartig auf über 70 anwuchs und im Jahre 1967 rund 90 Schiesspflichtige umfasste.

 

Unter den Kameraden, welche sich in den Jahren 1947 bis 1967 besonders verdient gemacht haben, seien hier erwähnt: Arnold Ammann, von 1947 bis 1956 im Vorstand, wovon 7 Jahre als Präsident. Arnold Peter, etliche Jahre im Vorstand, besonders aber verdient durch immense Kleinarbeit. Jos. Wild, über 30 Jahre lang Zeigerchef. Und noch einer sei hier genannt: Martin Mäder, der bis heute als einziger volle 50 Jahre lang aktiv mitgemacht hat, in jüngeren Jahren auch als Vorstandsmitglied.

 

Seit 1955 wirkt nun als eigentlicher Motor, ja als Mann für alles, Alois Keller. Das folgende Jahrzehnt trug den Stempel dieses um alles besorgten Kameraden, der den Präsidenten W. Ehrensberger, W. Feurer und Paul Brunner als zuverlässige Stütze diente. Selbstverständlich gehört noch eine grosse Anzahl Kameraden, die während kurzer Zeit oder in aller Stille für den Verein gewirkt haben, Dank und Anerkennung. Sie alle halfen mit Marksteine in der Vereinsgeschichte zu setzen.

Einige derselben sollen hier aufgezeigt sein. Nennen wir hier einmal den Ausbau der Schiessanlage. Schon bei der Gründung wurde mit den Schützen von Rickenbach vereinbart, fortan den gleichen Schiessplatz zu benützen. Derselbe aber bestand nur aus einem Feldscheibenstand. Der Liegeplatz zum Schiessen befand sich damals da wo heute die Strasse nach Rickenbach führt, denn man schoss noch auf 400m.

Obwohl beide Vereine schon 1909 mit dem Gemeinderat über den Bau eines Zugscheibenstandes verhandelten, konnte dieses Vorhaben erst nach dem Kriege verwirklicht werden, wobei vier Zugscheiben zugestanden wurden. 1921 erwarben die beiden Vereine von der Schützengesellschaft Richigen BE deren Schützenhaus zum Preise von 3'500 Franken samt Kabel und Telefon. Präsident Ebinger besorgte den Abbruch und Wiederaufbau. Die Gemeinde leistete 1'000 Franken; für den Rest der Finanzierung mussten die beiden Kommissionen selbst besorgt sein. Die Darlehenskasse lieh den Betrag zu 5.75%. Die hohen Lasten verunmöglichten eine gute Instandhaltung, sodass nach kaum 20 Jahren schon der Ruf nach einem neuen, massiven Schützenhaus ertönte, zugleich der Wunsch auf Erhöhung der Scheibenzahl. Die Munizipalgemeinde bewilligte 7'000 Franken für beides, womit die Anlage in deren Besitz ging. Durch eine Sammlung in beiden Dörfern konnte der Rest der Bauschuld im Betrage von ebenfalls rund 7'000 Franken gedeckt werden, ebenfalls durch viele Frondienststunden der Mitglieder. Beim Abbruch des alten Schützenhauses kam zur nicht geringen Überraschung ein grosses, ausstaffiertes Erdloch zum Vorschein, worin zwei gesuchte Vagabunden lebten, die sich reichlich mit gestohlenen Lebensmitteln, Textilien usw. versorgt hatten. Nicht einmal die Einstiegluke im Holzboden hatte man bemerkt. Die freiwilligen Mieter hatten alsdann nach ihrer baldigen Eruierung die romantische Behausung mit einer soliden Zelle zu tauschen. Mit Freude bezogen die beiden Vereine im Jahre 1942 das neue Heim. 1959 erfolgte der Einbau einer Blinklichtsignalanlage. Wiederum leistete die Gemeinde schöne Beiträge, sodass die schöne Schiessanlage schuldenfrei und in gutem Zustand da stand.

 

Fahnenweihe im Jahre 1920

Schade, dass der Raum hier nicht gestattet, das Protokoll, das wiederum J. Krucker geschrieben ha, hierüber sprechen zu lassen. Zufolge des Ersten Weltkrieges musste der Wunsch nach einem Banner zurückgestellt werden. Um so mehr entflammte er nachher, vorab angefeuert durch Präsident Ebinger und Aktuar Krucker. Am Endschiessen 1919 verzichteten die Teilnehmer spontan auf die damals üblichen Punktgelder und zusammen mit einigen Spenden war an jenem Abend schon ein währschaftes Stöcklein an die rund 900 Franken kostende Fahne vorhanden. Den Hauptbetrag spendete die Dorfbevölkerung, wobei die Frauen und Töchter die gediegene Ausstattung des Fähnrichs stifteten. Begreiflich, dass man die Fahnenweihe festlich beging. Neun Sektionen waren zu Gast und schon am Samstag knatterten die Gewehre von der Morgen- bis zur Abenddämmerung ohne Unterbruch. Der Festakt am Sonntag fand auf dem Landhausplatz statt, wo Vorsteher J. Kienle die zahlreichen Besucher begrüsste.

Fabrikant Müller, als Präsident der Patensektion übergab mit einer patriotischen Ansprache das Banner, welches J. Kienle mit Dankesworten entgegen nahm und dem ersten Fähnrich Jul. Krucker aushändigte. Kaum waren die Ansprachen vorbei vertrieb ein gewaltiger Gewitterregen die Menge in alle Häuser der Umgebung, wo fröhlich weiter gewirtet wurde. Abends begleitete die Festsektion noch ein wenig den grossen Tag. Über all das was die einst so prächtige Fahne mit den Wilener Schützen erlebt hat, liesse sich ein dicker Band schreiben. Einiges kann aus den vorstehenden Zeilen erahnt werden.

 

Im Jahre 1934 standen die Wilener Schützen ihren Kameraden von Rickenbach zu einer neuen Fahne Pate. Auch dieser Anlass, von der Feldschützengesellschaft Rickenbach gediegen gestaltet, war ein markantes und frohes Ereignis für unseren Verein. Der jüngeren Mitgliedschaft ist sodann die Fahnenweihe der Feldschützengesellschaft Hub-Busswil von 1964 noch in bester Erinnerung. Auch hier fiel unserem Verein die Ehre der Patensektion zu.

 

Das war ein Auszug aus der Festzeitschrift anlässlich der Fahnenweihe vom Juni 1967.